Wie probiotische Bakterien vor entzündlichen Darmerkrankungen schützen

Posted on
Autor: Laura McKinney
Erstelldatum: 9 April 2021
Aktualisierungsdatum: 1 Juli 2024
Anonim
Wie probiotische Bakterien vor entzündlichen Darmerkrankungen schützen - Andere
Wie probiotische Bakterien vor entzündlichen Darmerkrankungen schützen - Andere

Einige Milchsäurebakterien können Entzündungen lindern und somit Darmstörungen vorbeugen. Wissenschaftler haben nun den biochemischen Mechanismus entschlüsselt, der hinter der Schutzwirkung der Bakterien steckt. In Experimenten mit Mäusen konnten die Forscher nachweisen, dass Lactocepin - ein Enzym, das von bestimmten Milchsäurebakterien produziert wird - Entzündungsmediatoren in erkranktem Gewebe selektiv abbaut. Diese neuen Erkenntnisse könnten zu neuen Ansätzen für die Behandlung entzündlicher Darmerkrankungen führen.


Ein Blick durch das Lasermikroskop - grün zeigt das Vorhandensein von entzündlichen Botenstoffen (Chemokinen) im Darmgewebe an. Bild: TUM

Joghurt wird seit Jahrhunderten für seine gesundheitsfördernde Wirkung geschätzt. Es wird angenommen, dass diese Effekte durch die Milchsäurebakterien vermittelt werden, die typischerweise in Joghurt enthalten sind. Erkenntnisse aus aktuellen wissenschaftlichen Studien zeigen, dass einige Bakterienstämme tatsächlich probiotisch wirken und so Krankheiten vorbeugen können. Ein Team von Biologen und Ernährungswissenschaftlern, das mit Prof. Dirk Haller von der Technischen Universität München (TUM) zusammenarbeitet, hat nun die Wirkmechanismen dieser Schutzwirkung entdeckt (Cell Host & Microbe).

In Experimenten mit Mäusen beobachteten die Wissenschaftler, dass Lactocepin - ein Enzym aus dem Milchsäurebakterium Lactobacillus paracasei - Entzündungsprozesse selektiv unterbrechen kann. Wie die Wissenschaftler beobachteten, baut Lactocepin Botenstoffe des Immunsystems, sogenannte Chemokine, im erkrankten Gewebe ab. Als Teil der „normalen“ Immunantwort werden Chemokine benötigt, um die Abwehrzellen zur Infektionsquelle zu leiten. Bei chronischen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa funktioniert der ansonsten hochwirksame Abwehrmechanismus gegen Infektionserreger nicht richtig. Chemokine wie „IP-10“ tragen dann zur Gewebeschädigung aufgrund chronischer Entzündungsprozesse bei und verhindern die Heilung des Gewebes.


„Lactocepin ist ein bekanntes Element in der Lebensmittelforschung“, sagt Prof. Dirk Haller, der den Lehrstuhl für Biofunktionalität von Lebensmitteln an der TUM innehat. "Überraschend ist jedoch die biomedizinische Wirkung, nämlich die Kraft, mit der das Enzym sehr spezifische Entzündungsmediatoren angreift und abbaut." Haller ist sich sicher, dass auf der Grundlage dieses Mechanismus neue Ansätze zur gezielten Prävention entwickelt werden können und Behandlung von chronischen Darmerkrankungen sowie Hauterkrankungen: „Die entzündungshemmende Wirkung von Lactocepin ist auf bestimmte Bereiche beschränkt und es sind bisher keine Nebenwirkungen bekannt.“

Der Wissenschaftler plant daher klinische Studien, um die mögliche pharmazeutische Anwendung des Enzyms zu testen. Auch in Bezug auf die „Produktion“ von Lactocepin durch Milchsäurebakterien bleiben Fragen offen. Einige Bakterienstämme wie Lactobacillus paracasei produzieren hochwirksame Lactocepine. Die Wirksamkeit anderer Mikroorganismen wurde jedoch noch nicht nachgewiesen. Dirk Haller warnt deshalb vor falschen Versprechungen: "Nicht jedes Produkt, das als" probiotisch "bezeichnet wird, trägt diesen Namen."


Neuauflage mit freundlicher Genehmigung der Technischen Universität München.